1929 in Budapest geboren und 1971 aus dem Leben geschieden, hat uns der Intellektuelle, Literaturwissenschaftler und Kritiker Peter Szondi ein ungemein dichtes Werk an Essays, Vorlesungen und literaturkritischen Schriften hinterlassen. 50 Jahre nach seinem Freitod geht es in dem vorliegenden Band nicht um Legendenbildung, sondern um die Gegenwärtigkeit Szondis. Seine Texte sind den Autoren und Autorinnen dieses Bandes in der Praxis des Lesens, Forschens und der Vermittlung philologischer Praktiken noch immer ein Kompass. Wenn die Literaturwissenschaft inzwischen zunehmend als Kulturwissenschaft aufgefasst wird, so würde Szondi womöglich in eine andere Richtung weisen und uns im Bewusstsein einer stets notwendigen Historisierung von Interpretationspraktiken an die philologische Kernaufgabe des Textverstehens erinnern. Diese ist eingebettet in den Entwurf einer literarischen Hermeneutik, der sich die Beiträge in diesem Band widmen.
Germán Garrido / Linda Maeding (Hgg.)
Peter Szondi
Stellungnahmen zur literarischen Hermeneutik
Studien zur vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft Band 3
2022
ISBN 978-3-8498-1771-8
146 Seiten
kartoniert
Germán Garrido ist Professor für Germanistik an der Universität Complutense von Madrid. 2005 wurde er an der Universität Barcelona mit der Studie »Die Novelle im Spiegel der Gattungstheorie« (Königshausen & Neumann, 2009) promoviert. 2011 veröffentlichte er eine Ausgabe von Szondis »Theorie des modernen Dramas« und »Versuch über das Tragische«. Forschungsbereiche: Ästhetik, Literaturtheorie, Romantik, Gattungstheorie. Er hat u. a. Werke von Eichendorff und Friedrich Schlegel ins Spanische übersetzt. Germán Garrido ist Mitglied des Forschungsprojekts »Ex patria«.
Linda Maeding, Abteilung für Germanistik der Universität Complutense von Madrid und wissenschaftliche Mitarbeiterin mit einem DFG-Projekt zu Utopie und Gemeinschaft an der Universität Bremen. Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft sowie Deutscher Philologie an den Universitäten Mainz und Barcelona. Forschungsschwerpunkte: Exil und Diaspora, Literaturen der Shoah, Moderne, Literaturtheorie. Linda Maeding ist Mitglied des Forschungsprojekts »Ex patria«.
Leseprobe: lp-9783849817718.pdf
Wie angedeutet, regen die hier versammelten Beiträge - alle erhellend, klar und konzise geschrieben - dazu an, die ungemein wichtige Leistung Szondis zu überdenken, wo nötig zu kritisieren, und wo möglich in neuen Erkenntnishorizonten zu aktualisieren.
Rolf J. Goebel (University of Alabama in Huntsville) in „Monatshefte“ (Vol. 116, No. 1, 2024)
Im Zeitalter der kulturwissenschaftlichen Ausrichtung der Humanities tut sich die literarische Hermeneutik schwer. [...] Wenn sich, wie in der Einleitung betont, die Autoren und Autorinnen des vorliegenden Bandes zu dem „Kompass“, also dem immanenten Horizont Peter Szondis bekennen (7), so ist das [...] verständlich, ist Szondi doch immer noch einer der wichtigsten und anregendsten Wegbereiter der literarischen Hermeneutik in Deutschland. [...] [D]er Band [verdient] Anerkennung, weil er vorzüglich klar das wissenschaftliche Selbstverständnis Szondis für die Gegenwart aktualisiert, gerade indem sein Schaffen in den historischen Kontext – besonders Schleiermacher, Schiller, Hegel, F. Schlegel, Schelling, Gadamer und Adorno – gestellt wird. [Die] [...] hier versammelten Beiträge – alle erhellend, klar und konzise geschrieben – [regen] dazu an, die ungemein wichtige Leistung Szondis neu zu überdenken, wo nötig zu kritisieren, und wo möglich in neuen Erkenntnishorizonten zu aktualisieren.
Rolf J. Goebel in „Monatshefte“ (Spring 2024)
Studien zur vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft Band 3