Der Verdinglichungs-Aufsatz ist der zentrale Text in Georg Lukács’ Essaysammlung Geschichte und Klassenbewußtsein (zuerst 1923). Er hat Generationen von Philosophen und Soziologen inspiriert, die Lebensformen der Moderne als eine Folge sozialer Verdinglichung zu analysieren. Bloch und Korsch haben seine epochale Bedeutung sogleich erkannt und gewürdigt. Zu seinen späteren – auch kritischen – Bewunderern zählen Intellektuelle von Adorno und Benjamin, über Merleau-Ponty und Habermas bis zu Honneth, Postone und Žižek. Der Verdinglichungs-Aufsatz provozierte nicht nur um 1968 lebhafte Debatten über Theorie und Praxis, positive und negative Dialektik, Totalität und einen kritischen Begriff der Rationalität. Er ist nach wie vor aktuell: Im angelsächsischen Raum und in Lateinamerika ist in den letzten Jahren eine Revitalisierung des Interesses an Lukács’ Verdinglichungstheorie zu verzeichnen. Seitdem die Hegemonie poststrukturalistischer und postmoderner Theorie zunehmend problematisiert wird, stellt sich auch bei uns die Frage, ob Lukács’ Aufsatz nicht als Ausgangspunkt einer theoretischen Erneuerung kritischer Theorie fungieren könnte.
Georg Lukács
Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats
Nachwort von Rüdiger Dannemann
Werkauswahl in sechs Bänden, Band 3
2015
ISBN 978-3-8498-1117-4
222 Seiten
kartoniert
Georg Lukács (1885-1971), ungar. Philosoph, Literarhistoriker und politischer Theoretiker, seit 1918 Mitglied der ungar. KP, stellvertretender Volkskommissar für dasUnterrichtswesen in der Räterepublik 1919, Emigration nach Wien, Berlin und Moskau, nach dem II. Weltkrieg Prof. in Budapest, führendes Mitglied des Petöfi-Klubs und beteiligt am Ungarnaufstand 1956. Einflußreichster Theoretiker der ‚Neuen Linken‘.
Leseprobe: 9783849811174.pdf
Seit 1989 gilt das Buch wieder als Geheimtipp, eine Art „ungelesener Klassiker“, gleichwohl respektiert als authentisches Zeugnis einer theoretischen Reaktion auf eine revolutionäre Epoche zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
In „Information Philosophie“ (April 2017)
Werkauswahl in sechs Bänden, Band 3
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