Wer spricht, wenn in einem Text ‚Ich‘ gesagt wird? Wie entsteht ein Sprachraum? Wie muss ein Text beschaffen sein, um in seinem spezifischen ortsgebundenen Kontext zu wirken? Worin liegen die Möglichkeiten und Grenzen, mit Sprache in künstlerischen Zusammenhängen zu ‚handeln‘?
Anhand der Textinstallationen Barbara Köhlers stellt Anneka Metzger die Frage nach der performativen Dimension von Lyrik und erörtert die poetische Praxis des ‚Zur Rede Stellens‘ im Kontext poetologischer Ausgangspunkte und Traditionsbezüge. Als zentral stellt sich dabei die Frage nach den sprachlichen Dimensionen der Subjektivität heraus.
In der Verbindung von literaturwissenschaftlichen, kunsthistorischen und sprachtheoretischen Forschungsansätzen zeigt die Verfasserin, dass Köhlers Projekte und Interventionen im öffentlichen Raum die Möglichkeiten der Sprache erweitern, jedoch ohne ihre Fundierung im Schreiben grundsätzlich aufzugeben. Das performative und medienkritische Potential der Installationen, die Frage nach Autorschaft und Rezeption, sowie der Umgang mit sprachlichen und gesellschaftlichen Konventionen, werden dafür am Beispiel aktueller installativer und partizipativer Kunstpraktiken diskutiert.
Anneka Metzger
Zur Rede Stellen
Die performativen Textinstallationen der Lyrikerin Barbara Köhler
2011
ISBN 978-3-89528-834-0
239 Seiten, 29 Abb.
kartoniert
Anneka Metzger, Dr. phil., ist zurzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Kunsthochschule für Medien Köln. Ihr Forschungsinteresse gilt Experimenten zwischen Literatur und bildender Kunst, sprachlichen Strategien in den Künsten, experimenteller Lyrik des 20. und 21. Jahrhunderts und zeitgenössischen Autorschaftskonzepten.
Leseprobe: 9783895288340.pdf
[...] Wer das Werk Barbara Köhlers entdeckt, dem vermittelt Metzgers Studie einen komplexen theoretischen und zugleich nachvollziehbaren Einstieg. Auch dem Leser, der mit ihren Arbeiten vertraut ist, ermöglicht die Studie einen besseren Zugang zu Köhlers „Sprachräumen“: Weil Metzger den Kontext der Installationen disziplinübergreifend behandelt – hilfreich ist hier nicht zuletzt der Anhang mit Bildmaterial –, zeigt sie den Mehrwert der gegenseitigen Durchdringung von Wort- und bildender Kunst. Sie sucht und findet „Entgrenzungen“ bei Köhler, definiert die Autorin aber eindeutig als Lyrikerin, die die Möglichkeiten des Raumes nicht immer ganz nutzt. Hier schließt sich der Kreis: Der Studie als Motto vorangestellt ist ein Zitat von Hannah Arendt, in dem diese erklärt, dass nur das sinnvoll ist, was sprachlich ausgedrückt werden kann. Auch bei Köhler hat die Sprache das letzte Wort.
Indra Noël in „literaturkritik.de“ (11/2011)
Die vollständige Rezension: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=16061
[...] Metzgers Arbeit [bietet] neue, weiterführende Einsichten, insbesondere bei der konkreten Analyse [...] und als Auseinandersetzung mit hybriden Kunstformen. Diese rücken zu Recht in den Fokus und sind, wie Metzger fordert, als „souveräne und adäquate Positionen wahrzunehmen“ (S. 17), für die angemessene Dokumentations- und wissenschaftliche Zugangsformen gefunden werden müssen.
Juliane Schöneich in „KULT_online“ (Ausgabe 29, 2011)
Die vollständige Rezension: http://kult-online.uni-giessen.de/wps/pgn/home/KULT_online/29-11