Hartmann, Regina (Hg.): Grenzen auf der Landkarte - Grenzen im Kopf?

Artikel-Nr.: 978-3-89528-767-1
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Der Blick in den östlichen Ostseeraum reicht in den hier versammelten Beiträgen von Deutschland über Polen zu Litauen und Lettland bis hin zu Russland. Es ist zugleich ein Blick in die Geschichte, d.h. in ehemals deutsche, jetzt polnische, litauische, lettische und russische Gebiete.

Fraglos spielt Literatur beim Konstrukt ‚Grenze‘ eine wichtige Rolle; dies hat freilich im Umkehrschluss auch für deren Dekonstruktion Gültigkeit: Literatur besitzt die Fähigkeit, Grenzen zu überwinden kraft ihres Vermögens, eine Welt der Möglichkeiten aufzubauen. Auf diese Weise ist eine literarische Topographie nicht identisch mit der politischen. In der Literatur gestaltete Grenzen sind eigene Konstruktionen des Raumes und somit Teil einer ‚imaginären Geographie‘. Sie kann nicht nur zur Grenzziehung, sondern ebenso zum Grenzübertritt auffordern, so dass aus dem Schlachtfeld von einst ein gemeinsamer Kulturraum erwachsen kann.

Die ethnische Vielfalt der im Gebiet des östlichen Ostseeraumes lebenden Menschen hatte ein Zusammentreffen der Kulturen zur Folge, das keineswegs mit der Vorstellung einer friedlichen Symbiose zu assoziieren ist. Die aus der Komplexität der Vorgänge entstehende Interkulturalität erwächst vielmehr aus Assimilationsvorgängen, aus der kulturellen Anpassung an die dominierende Kultur. Zu einer Akkulturation, also der Begegnung zweier Kulturen auf gleicher Augenhöhe, aus der durch gegenseitige Angleichung eine dritte entsteht, ist es dagegen nicht gekommen.

Diese Chance bleibt als Möglichkeit uns Heutigen vorbehalten: Es wäre eine interkulturelle Kommunikation, die quasi einen neuen ‚Raum‘ eröffnet.

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