Weber, Lilo: "Fliegen und Zittern"

Artikel-Nr.: 978-3-89528-152-5

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Das Auf-Begehren des Körpers der Hysterikerin erregt Aufsehen, davon zeugen die zahlreichen medizinischen und philosophischen Abhandlungen, die sich seit der Antike immer wieder mit dem Phänomen Hysterie befaßten; davon erzählen auch die hier untersuchten Texte aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert von Theodor Fontane, Hedwig Dohm, Gabriele Reuter und Minna Kautsky. Während Fontane für seine Frauenfiguren eher leise, leicht zu überlesende Symptome entwirft, entwickeln die drei Autorinnen, insbesondere Gabriele Reuter, eine Topographie von Symptomen, deren Ort auf dem Körper deutlich benannt wird.

Die Symptome der Frauenfiguren erzählen vom Festgeschrieben-Werden in Bildern und Definitionen einer Kultur, in der Frauen nur als Beschriebene, nicht aber als Schreibende einen Ort haben. Während Fontanes Texte vom Mechanismus dieses Festschreibens und von der Macht der Bilder erzählen, berichten diejenigen Hedwig Dohms und Gabriele Reuters davon, was geschieht, wenn Frauen die für sie in Kunst, Literatur und Gesellschaft vorgesehenen Bilder verlassen und eigene Entwürfe schaffen wollen. Hedwig Dohms Novelle Werde, die Du bist! und Gabriele Reuters Roman Aus guter Familie werden hier nicht nur als Leidensgeschichten von Hysterikerinnen gelesen, sondern vor allem als autopoetische Reflexionen der Schriftstellerinnen an der Schwelle zur Moderne und als Kommentare zur Debatte über das Pathologische und die Kunst, die um die Jahrhundertwende geführt wurde.

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