Schon die Metapher der 'literarischen Fehde' zeugt davon, dass geistige Konflikte traditionell auch im Horizont von Gewaltphantasien ausge'fochten' werden. Eine besondere Spielart solch handfester kritischer Auseinandersetzungen von Autoren mit ihren Vorgängern oder Widersachern ist die Bücherschlacht. Sei es, dass Bücher in vermenschlichter Gestalt gegen Heere feindlicher Bücher kämpfen, sei es, dass Menschen einander zu Leibe rücken, indem sie Bücher als Wurfgeschosse missbrauchen - regelmässig werden deren Titel mitgeteilt, so dass ein intertextuelles Spiel entsteht, dessen militärische Bildlichkeit als allegorische Literatursatire zu lesen ist. Die Parade der Autoren ist gesamteuropäisch; sie führt von Swift und Boileau einerseits zurück ins Mittelalter, andererseits über die stets reizbaren Romantiker bis in unsere Gegenwart.
Achim Hölter
Die Bücherschlacht
Ein satirisches Konzept in der europäischen Literatur
AISTHESIS Essay 5
1995
ISBN 3-89528-115-8
112 Seiten
kartoniert
Achim Hölter, geb. 1960, ist Privatdozent für Komparatistik und Deutsche Literaturgeschichte an der Bergischen Universität in Wuppertal und Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Bonn. Buchveröffentlichungen: Ludwig Tieck - Literaturgeschichte als Poesie (Heidelberg 1989), (Hg.:) Ludwig Tieck, Schriften 1789-1794 (= Schriften in 12 Bänden, Bd. 1, Frankfurt/M. 1991), Die Invaliden. Die vergessene Geschichte der Kriegskrüppel in der europäischen Literatur bis zum 19. Jahrhundert (Stuttgart/Weimar 1995).