Literarische Auseinandersetzungen mit der Familie liegen im Trend. Diese Studie unternimmt den Versuch einer Überwindung der von Markus Neuschäfer konstatierten „Fixierung“ auf eine rein „erinnerungskulturelle Funktion von Generationenromanen“. Dabei identifiziert sie zwei distinkte Paradigmen der Gattung: ein ‚rekonstruktives‘ und ein ‚postheroisches‘. Auf der Basis eines sorgfältig ausgewählten Textkorpus werden beide konturiert – wodurch sich zeigt, dass das „Konzept der Generation“ (Parnes/Vedder/Willer) in der Gegenwartsliteratur heterogener funktionalisiert wird als bislang angenommen.
Julian Reidy
Rekonstruktion und Entheroisierung
Paradigmen des ‚Generationenromans‘ in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Figurationen des Anderen 2
2013
ISBN 978-3-89528-968-2
316 Seiten
kartoniert
Julian Reidy (*1986) studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Bern. Promoviert wurde er 2011 mit der Arbeit Vergessen, was Eltern sind. Relektüre und literaturgeschichtliche Neusituierung der sogenannten Väterliteratur (Göttingen 2012). Es folgten Lehraufträge an den Universitäten Bern und Genf. Seit 2013 ist er als Postdoktorand am Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich beschäftigt.
Leseprobe: 9783895289682.pdf
[...] Reidys Interpretationen haben in ihrer Streitbarkeit den Vorteil, dass sie luzide formuliert sind und dabei stets mit Bewertungen aufwarten, die denen des bisherigen Mainstreams selbstbewusst entgegentreten. Man wird auf dieses erhellende Buch zurückkommen müssen, und sei es in Form erneuter Repliken und Einschärfungen: Julian Reidy hat eine Studie geschrieben, deren Mut zum Widerspruch und zur Kontroverse aufhorchen lassen.
Jan Süselbeck in „literaturkritik.de“ (Juni 2013)
Die vollständige Rezension: http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=18014
[...] Obgleich auf nur wenige Werke fokussiert, regt die plausible Argumentation zum weiteren Nachdenken über den Wandel des Generationenbegriffs und dessen literarische Ausdrucksmöglichkeiten an.
Anna-Katharina Gisbertz in „Germanistik“ (2013, Bd. 54. Heft 3-4)
[...] Die vorliegende Studie ist alles in allem ein anregender Beitrag, der dem Paradigmenwechsel im Genre „Generationenroman“ gerecht wird. Den „rekonstruktiven Generationenromanen“ aus den Jahren 1999 bis 2003 stehen die „postheroischen“ aus dem Zeitraum von 2009 bis 2011 gegenüber. Zeitlich dazwischen Geigers „hybrider Generationenroman“ aus dem Jahr 2005. Wie gesagt, rückt der Verfasser einige fragwürdige Annahmen von Literatur- wie Kulturwissenschaft zurecht, besonders die scharfe literarhistorische Entgegensetzung von Väterliteratur und Generationenromanen. [...]
Kurt Bartsch in „Jahrbuch für Internationale Germanistik“ (Heft 2, 2015)
Figurationen des Anderen 2