vergriffen
Die emotionalisierte Familie ist seit ihrer Entstehung im 18. Jahrhundert ein beliebter und bis heute aktueller Gegenstand dramatischer Auseinandersetzung. Die Arbeit untersucht die Gestaltung der Familienthematik im deutschsprachigen Drama an drei Stationen: dem bürgerlichen Trauerspiel, dem Wiener Volkstheater Raimunds und Nestroys und dem kritischen Volksstück des 20. Jahrhunderts von Horváth über Kroetz bis zu den jüngsten Autor(inn)en Felix Mitterer und Kerstin Specht. Die Analyse des konfliktreichen Spannungsverhältnisses zwischen dem Beziehungsgefüge innerhalb der Familie sowie ihrem Anspruch auf Autonomie und der außerfamilialen Sphäre, die sich bei den jeweiligen Dramentypen auf unterschiedliche Weise konkretisiert, macht die Bezüge zwischen den drei Gattungssträngen deutlich. Es zeigt sich, daß in den zeitgenössischen kritischen Volksstücken thematische, strukturelle und dramaturgische Elemente der bürgerlichen Trauerspiele sowie der Zauberspiele und Possen von Raimund und Nestroy aufgegriffen, bearbeitet und neu eingesetzt werden.
Ursula Hassel
Familie als Drama
Studien zu einer Thematik im bürgerlichen Trauerspiel, Wiener Volkstheater und kritischen Volksstück
2002
403 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-314-2
Ursula Hassel, Dr. phil., studierte Germanistik, Anglistik und Erziehungswissenschaft an der Universität Bonn und der University of Maryland, USA. Seit 2000 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Interkulturelle Kommunikation/Arbeitsbereich Germanistik des Fachbereichs Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz tätig.
[...] philologisch grundsolide vergleicht die Bonner Dissertation die Inszenierungen des familiären Geschehens in den kritischen Volksstücken von Horvath, Franz Xaver Kroetz, Felix Mitterer und Kerstin Sprecht mit denen im bürgerlichen Trauerspiel und im Wiener Volkstheater. Bei allen Wandlungen und Divergenzen, so kann Hassel überzeugend belegen, sind die Kontinuitäten doch erheblich.
Thomas Anz in "literaturkritik.de" (Januar 2003)