Sowohl die Diskussion darüber, was der „Mensch“ eigentlich ist, als auch die Debatte zur „Medialität“ erfahren im 18. Jahrhundert einen interessanten Innovationsschub, der nicht zuletzt zur Epochenzuschreibung der „Aufklärung“ beiträgt. Im Versuch einer Isolation der Diskursereignisse stünde der Anthropologie als Wissenschaft vom Menschen – die sich in Auseinandersetzung mit dem cartesischen Erbe des Substanzdualismus etabliert – die Konstitution des „modernen Romans“ in der Literatur gegenüber. Doch gilt es genau diese Isolation aufzubrechen, um nach der Wechselbeziehung zu fragen, die sich zwischen den Diskursen „Mensch“ und „Medium“ entspinnt. Analysiert werden dabei die Romane „Insel Felsenburg“ (Schnabel), „Leben der schwedischen Gräfin von G***“ (Gellert), „Tobias Knaut“ (Wezel) und „Anton Reiser“ (Moritz).
Philipp Klaus
Körper, Geist und Literatur im 18. Jahrhundert
Über die Medialität des Menschen
Philologie und Kulturgeschichte Band 13
2022
ISBN 978-3-8498-1762-6
357 Seiten
kartoniert
Philipp Klaus studierte Germanistik und Philosophie in Dresden und Bremen. Er wurde an der Universität Vechta promoviert und arbeitet dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Leseprobe: lp-9783849817626.pdf
[...] Die einläßliche Interpretation der vier Romane unter dem Gesichtspunkt, wie sich in ihnen jeweils der Körper-Geist- mit dem Mediendiskurs verknüpft, erbringt zahlreiche neue Einsichten, die auch über die ins Auge gefaßte Problematik hinausreichen. Der Leser folgt den Ausführungen des Verfassers gern, weil dieser nachvollziehbar argumentiert, seine Verfahrungsweise immer wieder erläutert und sich bei aller wissenschaftlichen Form einem nahezu essayistischen Stil bedient. [...] Es bleibt zu hoffen, daß die Dissertation in der Wissenschaftslandschaft einen ihr angemessenen Platz findet, auch weil sie verschiedene Disziplinen wie Erzählforschung, Anthropologie und Kulturgeschichte miteinander verknüpft. Insbesondere wer zu den hier in Rede stehenden Romanen arbeitet, wäre gut beraten, das Buch zur Hand zu nehmen. [...]
Uwe Hentschel in „Informationsmittel (IFB): digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft“ (September 2022)
Zur vollständigen Rezension: http://www.informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=11640
[…] Nicht nur formuliert [Philipp Klaus] im vorliegenden Buch eine Medientheorie für das achtzehnte Jahrhundert. Er zeigt auch in einer Reihe exemplarischer Lektüren, dass sich mithilfe einer medialen Annäherungsweise tatsächlich etwas Neues zu Kernfragen der ihn interessierenden Romane sagen lässt, die vor allem die Bestimmung des Menschen betreffen. […] Trotz des erheblichen theoretischen Aufwands und einer genauen Positionierung innerhalb der existierenden Forschung ist die vorliegende Studie gut lesbar. Sie bietet damit ein attraktives Modell dafür, wie Medialität und die Literatur des achtzehnten Jahrhunderts zusammengedacht werden können, was Nachahmung verdient.
Carl Niekerk in „Monatshefte“ (No. 2, 2023)
Philologie und Kulturgeschichte Band 13