Annemarie Schwarzenbach (1908-1942) teilt in ihrer Hinwendung zum feuilletonistischen und journalistischen Schreiben die literarischen Existenzbedingungen einer ganzen Generation von Grenzgängern zwischen Literatur und Journalismus, von Musil, Roth bis zu Kerr, Kisch, Toller und Benjamin. Sie akzentuiert dabei die Reportage als Medium der Fremderfahrung und führt sie gleichzeitig an ihren historischen Ursprung im Reisebericht zurück. Im vorliegenden Band werden Schwarzenbachs Fotoreportagen und Feuilletons erstmalig im medialen Kontext der Schweizer Zeitungen und Illustrierten der 1930er Jahre gezeigt.
Simone Wichor
Zwischen Literatur und Journalismus
Die Reportagen und Feuilletons von Annemarie Schwarzenbach
2019 [als Print-Ausgabe: 2013: ISBN 978-3-89528-972-9]
ISBN 978-3-8498-1422-9
342 Seiten, Abb.
E-Book (PDF-Datei), 5,3 MB
Simone Wichor, Dr. ès lettres, studierte Germanistik, Mitt-lere und Neuere Geschichte sowie Kunstgeschichte in Dresden, Leipzig und Zürich. Promotion über die Autorin Annemarie Schwarzenbach. Sie war als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Editionsprojekt Briefausgabe Therese Huber (BTH) an der Universität Osnabrück und als Assistentin an der Universität Lausanne tätig. Derzeit arbeitet sie als freie Lektorin.
Leseprobe: lp-9783895289729.pdf
[...] „Die Autorin“, so schreibt Wichor, „wird hier unter dem Label ,100% SCHWEIZERISCH‘ verkauft.“ Gegen diese Vereinnahmung behauptet die Formvielfalt der Schwarzenbach-Texte zum anderen aber immer die eigene Suche nach der Identität als Schriftstellerin. Die Vielfalt selbst ist Ausdruck der Suchbewegung. Und sie bestätigt letztlich ihren Rang als Schriftstellerin, denn, so resümiert die Autorin: „Sie entwickelt damit Schreibweisen, die die innovativen Entwicklungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorwegnehmen.“ [...]
H.-Georg Lützenkirchen in „literaturkritik.de“ (September 2013)
[...] hervorzuheben ist [...] die Erschließung des medialen, publizistischen und literaturhistorischen Umfeldes, die originelle Erkenntnisse erzeugt. Diese medienwissenschaftliche Perspektive macht Wichors Dissertation auch zu einer Arbeit über Reportage und Feuilleton in Schweizer Zeitungen und Zeitschriften der 30er und Anfang der 40er Jahre sowie über die Gattungs- und Schreibtendenzen, die sich im damaligen journalistischen Bereich abzeichnen. Als ergiebig erweist sich ebenfalls die Situierung der Autorin und ihres Schreibens im System Zeitung und in der Schweizer Kultur- und Literaturgeschichte. Eine weitere Stärke der Arbeit liegt in der umfangreichen Quellenarbeit: Die unveröffentlichten Schriften Schwarzenbachs, die Zeitungsarchive und Korrespondenzen, die Wichor gesichtet hat, erlauben eine werkgenetische und kontextualisierende Betrachtungsweise, die bestehende Forschungsergebnisse zu Schwarzenbach und zum weiteren literatur- und mediengeschichtlichen Rahmen vertieft und erweitert.
Sofie Decock in „Monatshefte“ (Vol. 107, No. 1, 2015)