1768/69 warb der frisch installierte Landpfarrer und spätere Aufklärer Johann Moritz Schwager (1738-1804) zu Jöllenbeck in der Grafschaft Ravensberg um die Osnabrücker Patriziertochter Helene Goesling (1747-1819); Briefe wie Gegenbriefe – vollständig im Familienbesitz erhalten – werden hier erstmals veröffentlicht.
Durchgängig spricht aus ihnen eine unserer Zeit weitgehend abhanden gekommene Feinsinnigkeit und Noblesse des seelischen Empfindens. Neben Tagesgeschehen und Literaturerlebnissen behauptet auch die Erotik ihren angestammten Platz. Vor allem aber versichert man sich gegenseitig des kulturschaffenden Willens nach Genesis 2,15: Wie der Pfarrgarten hat auch die Familie, die Gemeinde und vor allem der eigene Verstand bearbeitet zu werden; elementarer lassen sich Religion und Aufklärung kaum begründen. Spätere Äußerungen zu Ehe und Familie zeigen, dass dies mit erstaunlicher Konsequenz umsetzt wurde, aber auch, welchen Anteil die Jöllenbecker Pfarrfrau am theologischen und schriftstellerischen Werk ihres Mannes hatte.
Holger Böning (Deutsche Presseforschung Universität Bremen) schrieb in einem Brief an den Herausgeber: „mit größtem Vergnügen habe ich die Brautbriefe zwischen Schwager und Helene Goesling gelesen. Es gibt doch aus dem 18. Jahrhundert nur weniges, was schöner ist als Autobiographien und Briefe. Bemerkenswert finde ich – dass Schwager schreiben kann, wusste ich ja schon – die Briefe der Braut, die eine kluge Frau mit gewandter Feder zeigen – wirklich nett ist ‚mein liebes Schwagerchen‘. Ein wenig erinnern mich die Briefe an die Brautbriefe zwischen Eva König und Lessing, die mir ein ganz großes Leserlebnis bedeutet haben.“
Johann Moritz Schwager / Helene Goesling
Brautbriefe
Herausgegeben von Frank Stückemann
unter Mitarbeit von Erich Gahrau
im Auftrag des Heimatvereins Jöllenbeck
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, Band 56
Reihe Texte Band 25
2014
ISBN 978-3-8498-1023-8
105 Seiten
kartoniert
Leseprobe: 9783849810238.pdf
Mit diesem äußerlich schmalen, doch um so gehaltvolleren Briefband ist eine erst kürzlich erschienene Prosasammlung des westfälischen Aufklärungstheologen Johann Moritz Schwager (1738-1804) sehr schön ergänzt worden. Als Herausgeber fungiert wiederum Frank Stu¨ckemann, der führende Schwager-Spezialist. [...] Das umfassende Nachwort des Herausgebers vereint sachgerechte Informationsfülle mit prägnanter Problemanalyse. [...] In klaren Zügen wird der Gehalt und kulturgeschichtliche Hintergrund des Briefwechsels hervorgekehrt. [...] Frank Stückemanns Erstausgabe dieser Brautbriefe ist ein sehr schätzbares und lesenswertes Pendant zu gleichartigen, freilich umfänglicheren Korrespondenzen Herders und Lessings, die überdies alle fast gleichzeitig geführt worden sind.
Wolfgang Albrecht in „IFB“ (Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft, Januar 2014)
Zur vollständigen Rezension: http://ifb.bsz-bw.de/bsz399957782rez-1.pdf?id=6369
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen, Band 56
Reihe Texte Band 25