Das Komische provoziert Veränderung, indem es Festgefügtes destabilisiert und neue, überraschende Formen bildet. Es zeigt kulturellen Wandel an, dem es selbst unterliegt. Damit das Komische sich ändern kann, braucht es aber auch die Verfestigung seiner Strukturen bis hin zur Ausbildung eigener Institutionen. Dieser spannungsreiche Sachverhalt verbindet die Themen „Wandel des Komischen“ und „Komik und/als Institution“, unter denen die hier versammelten Beiträge zu zwei Tagungen des Kasseler Komik-Kolloquiums stehen. Beide Aspekte verschränkend wird das Komische als Spiegel der Gesellschaftsentwicklung erörtert. Es geht einerseits um politische, kommerzielle und mediale Zwänge, denen das Komische unterliegt, wie andererseits auch um seine dynamische Vielfalt. Die Beiträge behandeln die Entwicklung von Gattungen und Medienformaten des Komischen, von der Komödie über Karikatur und Comic bis zur Fernseh- und Radio-Comedy, oder auch die sich wandelnden Haltungen gegenüber dem so genannten jüdischen Witz. Wie sich in der Bundesrepublik ein vielseitiges System von Institutionalisierungen des Komischen ausbilden konnte, ist ebenfalls Thema. Exemplarisch dafür steht der Name des Dichters, Malers und Zeichners Robert Gernhardt, dem dieser Band gewidmet ist. Das Gespräch zwischen Robert Gernhardt und Michael Lentz über Poesie und Komik wird hier erstmals abgedruckt.
Friedrich W. Block / Rolf Lohse (Hgg.)
Wandel und Institution des Komischen
Ergebnisse des Kasseler Komik-Kolloquiums
Kulturen des Komischen Band 5
2013
ISBN 978-3-89528-963-7
422 Seiten
kartoniert
Friedrich W. Block, Literaturwissenschaftler, Kurator und Geschäftsführer der Stiftung Brückner-Kühner in Kassel.
Rolf Lohse, Romanist an der Universität Bonn.
Leseprobe: 9783895289637.pdf
Kulturen des Komischen Band 5
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Die Fähigkeit zu lachen ist eine wesentliche Eigenschaft des Menschen und ein zentrales Element der Kommunikation. Lachen kann als gezieltes Mittel eingesetzt werden oder durch eine ungeplante Äußerung irritieren und provozieren. Aus diesem Grund war es immer auch Gegenstand gesellschaftlicher Reglementierung. Diese Untersuchung setzt voraus, dass nicht nur das, worüber wir lachen, sondern auch das Lachen selbst einer kulturellen Prägung unterliegt. Ausgehend von den Thesen Norbert Elias’ wird die Frage gestellt, ob auch das Lachen einen „Prozess der Zivilisation“, eine „Verhöflichung“ erfuhr.
Im Zentrum der Arbeit stehen die Diskussionen über das Lachen in der höfischen und der bürgerlichen Gesellschaft. Anhand der Anstands- und Höflichkeitsliteratur werden zunächst die Normierungen des Lachens erläutert. Ein genauer Blick auf die höfische Gesellschaft zeigt dann die vielseitigen Facetten der adeligen Lachkultur auf. Das bürgerliche Lachen konstituierte sich zwar in bewusster Abgrenzung zum höfischen Gelächter, setzte aber die Entwicklung einer „Verhöflichung des Lachens“ schließlich weiter fort.
Eckart Schörle
Die Verhöflichung des Lachens
Lachgeschichte im 18. Jahrhundert
Kulturen des Komischen, Bd. 4
2007
ISBN 978-3-89528-618-6
418 Seiten, mit 12 Abbildungen
kartoniert
Eckart Schörle, Jg. 1971, studierte Geschichte, Politik und Philosophie in Gießen und Göttingen. 2005 promovierte er an der Universität Erfurt über die „Verhöflichung des Lachens“. Zurzeit arbeitet er als Lektor in Erfurt.
Leseprobe: 9783895286186.pdf
[...] [D]iese [...] Arbeit [verdeutlicht] nicht nur in ihren unmittelbar dem Lachen im Theater gewidmeten Passagen, daß das Lachen als semiotisches und interaktives Geschehen, als eine mehr oder weniger sinnhafte Körperäußerung vor Publikum eine theatralische Angelegenheit ist. Zur interdisziplinären Erforschung des Lachens, an der nach Philosophen und Medizinern dann Biologen und Psychologen, Literaturwissenschaftler und Linguisten partizipiert haben, kann neben den anthropologisch ausgerichteten Historikern gerade die Theaterwissenschaft Erhebliches beitragen. Nicht nur die Geschichte der Komödie und des Lachtheaters im engeren Sinne stehen hier zur Debatte. Nahezu jede Szene des Lachens, von der Antike bis zum Alltag, läßt sich als theatralisches Spektakel, als eine Aufführung vor Publikum explizieren.
Jo Jonas in „www.theaterforschung.de“
(Vollständig nachzulesen unter: http://www.theaterforschung.de/rezension.php4?ID=380)
[...] Mit ihrem Nachweis, daß erstens auch aus dem höfischen Milieu heraus eine verhöflichende Normierung des Lachens erfolgte und zweitens die von bürgerlichen Kreisen intendierte kontrollierende Verhöflichung nicht als eine Lachfeindschaft als solche angesehen werden kann, hat diese informative, lesenswerte und sehr gründliche Arbeit Ergebnisse vorgelegt, mit denen sich die zukünftige Forschung auseinandersetzen muß. [...]
Olaf Briese in „Jahrbuch Forum Vormärz Forschung 2007“
Die Annahme, Eckart Schörle habe sich in seiner Dissertation eines unbedenklichen, womöglich heiteren Gegenstandes angenommen, erweist sich schon bei der Betrachtung des Titelbildes als fragwürdig. Zu sehen sind drei Schädel, die mit bloßen Zähnen und aufgeklapptem Kiefer den Anschein des Lachens erwecken. Doch Vorsicht ist angebracht. Rein physiognomische Erkennungsmerkmale des Lachens sind auch bei Lebenden mitunter trügerisch. Ob die drei lachen und ob wir einstimmen sollten, ob sie unserem übermäßigen Gelächter als memento entgegentreten oder ob wir den dauergrinsenden Tod im Makabren überwältigen, hängt (auch) von den Deutungen ab, die uns im Umgang mit dem Lachen zur Verfügung stehen. Es sind die Wandelbarkeit und die Bandbreite des Lachens, denen die Studie für das 18. Jahrhundert nachgeht. [...] Schörles Studie regt zum Weiterfragen an.
Bettina Brand in „IASLonline“ (Juni 2008)
(Vollständig nachzulesen unter: http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=2742)
[…] eine[] historische[] Arbeit […], die mittels extensiver und präziser Quellenanalysen eine breite Materialbasis durchforstet, sie überzeugend ordnet und in ihrer „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ (Koselleck) aufzeigt. Insgesamt bietet Schörles umfangreiche Dissertation ein solide recherchiertes, gut lesbares, im Übrigen auch zuverlässig lektoriertes, informatives Buch.
Rainer Godel in „Monatshefte für deutschsprachige Literatur und Kultur“ (101/1, 2009)
[...] Schörle beschreibt [...] keineswegs einen einseitigen Prozeß wachsender Domestizierung und Kontrolle eines körperlichen Affekts als Verlustgeschichte, sondern politische, soziale und kulturelle Prozesse der Einhegung des Lachens als die Geschichte seiner "Verschiebungen und Transformationen" (S. 376). Das Modell des Zivilisationsprozesses als Geschichte einer Domestizierung der menschlichen Natur erfährt durch die plausible Darstellung eine entscheidende Differenzierung, wird aber keinesfalls widerlegt.
Jan-Friedrich Mißfelder in „Historische Zeitschrift“ (289/2009)
Schörle’s extensive work with primary sources and his knowledge of the literature in the field are very sound. His analyses are well-founded and insightful, and their presentation is essentially free of sociological jargon and merely edifying encyclopaedic palaver.
Christian F. Hempelmann in „HUMOR. International Journal of Humor Research“ (Vol 25, 2012)
Kulturen des Komischen, Bd. 4
Der Band versammelt Beiträge, die im Nachgang zu den ersten beiden Kasseler Komik-Kolloquien entstanden sind. Die Kolloquien widmeten sich dem Komischen unter zwei Aspekten: Geschlechterdifferenzen einerseits, medienkulturelle Bedingungen andererseits. Im Verbund wird die enge Beziehung zwischen beiden Gesichtspunkten anschaulich: Medien bestimmen heute maßgeblich die Performanz von Geschlechterdifferenzen, deren Wandel steht in engem Zusammenhang mit der kulturellen Dynamik der Medienentwicklung. Andererseits sind Medien, ihre Technologien, Institutionen und Formate hochgradig von Gender geprägt. Im Komischen, zumal in seinen ästhetischen (selbst-)reflexiven Spielarten, kommen Gender und Medien auch insofern zusammen, als das Komische auf Differenzsetzungen beruht, die es zugleich expliziert. Das verdeutlichen besonders solche Beiträge in diesem Buch, die beide Aspekte beleuchten – zum Beispiel in der Fernsehkomik, der Medienkunst oder im Literaturbetrieb. Darüber hinaus erstreckt sich die Themenvielfalt der transdisziplinären Studien von Werbung, Trickfilm und Hörspiel bis zur Kultur- und Philosophiegeschichte des (weiblichen) Lachens und liefert auch Einblicke in die aktuelle Theoriebildung zum Komischen.
Friedrich W. Block (Hg.)
Komik • Medien • Gender
Ergebnisse des Kasseler Komik-Kolloquiums
Kulturen des Komischen, Bd. 3
2006
ISBN 978-3-89528-533-2
360 Seiten, 18 Abb.
kartoniert
Friedrich W. Block, geb. 1960, Studium der Germanistik, Kunst und Visuellen Kommunikation. Wissenschaftliche, vermittelnde und künstlerische Arbeit. Geschäftsführer und Kurator der Stiftung Brückner-Kühner in Kassel.
Kulturen des Komischen
Für die komischen Erzählungen des Zeichentrickfilms wurden schon immer Welten geschaffen, in denen die physikalischen Gesetzmäßigkeiten und Wahrnehmungsformen der Realität sehr flexibel ausgelegt werden. Dies zeigt sich nicht nur in einer großen Strapazierfähigkeit der Trickguren, sondern auch in einer Vielzahl komischer Brüche, die bei der Überschreitung von Mediengrenzen und durch filmische Illusionen entstehen.
Diese Verfahren werden anhand geeigneter Beispiele als Sonderformen komischer Transgression beschrieben und sind in einer Typologie einerseits selbstreflexiver und andererseits intermedialer Komik näher spezifiziert. Beide Komikprinzipien lassen sich auf die produktive Kollision differenter Wahrnehmungsebenen zurückführen, die auch die Theorien der komischen Inkongruenz zugrunde legen: Die (eigene oder fremde) mediale Seite schreibt sich in die Form des Films ein und wirkt so als zweites, extradiegetisches Element, das mit dem Erzählfluss kollidiert. Damit werden genau diejenigen komischen Verfahren herausgehoben, die aufgrund ihrer speziellen Kongfiuration vorwiegend oder ausschließlich den am Tisch oder im Computer gezeichneten Film-Bildern zur Verfügung stehen.
Untersuchungsgegenstand sind zum einen aktuelle Beispiele der letzten Jahre (z.B. South Park, The Simpsons, Shrek), die einen hohen Grad an metatextuellen Bezügen aufweisen. Es werden zum anderen aber auch Sequenzen aus historischen Filmen der Warner Brothers-Studios (z.B. Duck amuck) und aus anderen frühen Zeichentrickfilmen analysiert, in denen bereits Elemente filmischer Selbstbespiegelung zu erkennen sind (z.B. Out of the inkwell, Felix the cat).
Jan Siebert
Flexible Figuren
Medienreflexive Komik im Zeichentrickfilm
Kulturen des Komischen Bd. 2
2005
ISBN 978-3-89528-503-5
261 Seiten
kartoniert
Jan Siebert (geb. 1972) war von 1998 bis 2002 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medienwissenschaft der Universität Konstanz tätig und promovierte 2003 an der Universität Karlsruhe (Neuere Literaturwissenschaft). Er ist Gymnasiallehrer für Englisch und Französisch.
Flexible Figuren von Jan Siebert ist [...] ein sehr anregendes und ertragreiches Buch, das sich an Film- Medien-, Kultur-, und Literaturwissenschaftler richtet und mit großem Gewinn gelesen werden kann. Es ist unter komiktheoretischen und medienwissenschaftlichen Gesichtspunkten von hohem Interesse und arbeitet fein differenzierend und sehr überzeugend die Konfigurationen von Selbstreflexivität im Zeichentrickfilm heraus.
Rolf Lohse in „PhiN. Philologie im Netz“ (38/2006)
Vollständig zu lesen unter http://www.phin.de/
Kulturen des Komischen
Das Lachen ist seit jeher Gegenstand der wissenschaftlichen Reflexion gewesen, doch herrschte lange Zeit die Frage nach dem Wesen des Komischen oder das Bedürfnis nach anthropologischen Bestimmungen des Lachens vor. Die Beiträger dieses Sammelbands gehen dagegen von dem in Kunstwerken konkret auftauchenden Lachen aus, das sie kontextuell analysieren. Sie fragen nach der Inszenierung des Lachens und dessen Funktionalität in künstlerischen Zusammenhängen. Sie fragen, wie, wo, wann, von wem, über wen oder was und weshalb in den Werken gelacht wird; es geht um verschiedene Arten des Lachens in den Künsten als Ausdruck kultureller Prägungen, eben um „LachArten“.
Die Anzahl an Studien zur Lachkultur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit ist inzwischen stattlich zu nennen. Dagegen hat das Thema in der Kultur vom späten 17. bis zum 20. Jahrhundert – der Zeitraum, den die Beiträge des vorliegenden Bandes abdecken – bisher weniger Aufmerksamkeit erfahren. Der transdisziplinär angelegte Band vereinigt kulturhistorische Fallstudien zum Lachen in den Künsten von der Literatur über die Musik bis hin zum Bild von der Aufklärung bis zur Gegenwart.
Anregungen und Anknüpfungspunkte für die weitere kulturwissenschaftliche Erforschung des Lachens in künstlerischen Kontexten bietet eine Auswahlbibliografie internationaler Forschungen zum ‚Lachen‘ seit 1990.
Der Band eröffnet die von Friedrich W. Block, Helga Kotthoff und Walter Pape herausgegebene Reihe „Kulturen des Komischen“, die künftig der kulturwissenschaftlichen Forschung zum Komischen ein Forum bietet.
Arnd Beise / Ariane Martin / Udo Roth (Hgg.)
LachArten
Zur ästhetischen Repräsentation des Lachens vom späten 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Kulturen des Komischen Bd. 1
2004
325 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-417-3
Arnd Beise, geb. 1964, Studium der Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Philosophie, Grafik und Malerei. Lehrbeauftragter der Universitäten Marburg, Gießen, Leipzig und Karlsruhe.
Ariane Martin, geb. 1960, Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Philosophie. Professorin für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Mainz.
Udo Roth, geb. 1967, Studium der Germanistik und Geschichte. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gießen.
[…] Was er [der Band…] leistet, ist die Präsentation und Versammlung einer ganzen Reihe spannender Lektüren oder besser: Interpretationen, denn die breitgefächerten Beiträge (von der Oper des 17. Jahrhunderts bis zu den Cartoons von Bernd Pfarr) sind zwar transdisziplinär angelegt, dabei jedoch im Wesentlichen hermeneutischer Verfahren verpflichtet. […] Mit diesem Band, der die von Friedrich W. Block, Helga Kotthoff und Walter Pape neu herausgegebene Reihe Kulturen des Komischen eröffnet, lässt sich – und das ist auf jeden Fall ein Anschaffungsargument – hervorragend arbeiten: Er ist zum einen mit einem Register ausgestattet und wird zum anderen durch eine gut sortierte Auswahlbibliographie internationaler Forschung zu Theorien des Komischen und zum Lachen ergänzt.
Tina Pusse in „Freiburger Literaturpsychologische Gespräche. Jahrbuch für Literatur und Psychoanalyse“. Bd. 25: Lachen, hrsg. von Wolfram Mauser und Joachim Pfeiffer, Würzburg 2006, S. 312f.
Kulturen des Komischen