Es gehört schon zu den Gemeinplätzen, daß die christlich geprägten Todesbilder und Jenseitsvorstellungen ihre Verbindlichkeit in der Moderne weitgehend eingebüßt haben. Doch was bedeutet dies mit Blick auf die Literatur? Wie wird der Tod in der Literatur der Gegenwart thematisiert? Und wie reagiert die zeitgenössische Literatur auf den Sachverhalt, daß sämtliche Gewißheiten in der Rede über den Tod verloren gegangen sind? Die Literatur bietet vorläufige Antworten auf definitiv nicht zu beantwortende Fragen im Modus der Fiktion, indem sie das Wissen um die Endlichkeit und Sterblichkeit des Menschen einbindet in das Erzählen von Geschichten. Und sie tut dies mit großem Erfolg. Denn die besprochenen Texte von Cees Nooteboom und Philip Roth, von John Berger und Dieter Wellershoff, von Antonio Tabucchi, W. G. Sebald, Urs Widmer und Judith Hermann gehören zu den meistbeachteten Publikumserfolgen der letzten Jahre.
Oliver Sill
Das unentdeckte Land
Todesbilder in der Literatur der Gegenwart
2011
ISBN 978-3-89528-849-4
186 Seiten
kartoniert
Oliver Sill, Jahrgang 1957, studierte Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaften in Münster. Promotion 1990, Habilitation 2000. Veröffentlichungen u.a.: Zerbrochene Spiegel. Studien zur Theorie und Praxis modernen autobiographischen Erzählens (1999); Literatur in der funktional differenzierten Gesellschaft. Systemtheoretische Perspektiven auf ein komplexes Phänomen (2001); Der Kreis des Lesens. Eine Wanderung durch die europäische Moderne (2001); Kein Ende und ein Anfang. Germanistische Literaturwissenschaft der sechziger und siebziger Jahre (2003); Sitte – Sex – Skandal. Die Liebe in der Literatur seit Goethe (2009).
Leseprobe: 9783895288494.pdf
Die komparatistische Studie geht von der plausiblen Annahme aus, „daß die christlich geprägten Todesbilder […] ihre Verbindlichkeit in der Moderne weitgehend eingebüßt haben“. Vor diesem Hintergrund möchte Sill ermitteln, auf welche Weise sich die seit Beginn der 1990er Jahre erschienene Erzählliteratur darum bemüht, „das Leben in seiner Endlichkeit zu begreifen und zu deuten“. […] Literaturwissenschaftler(innen) [werden] von seinen Analysen profitieren können, die das Verständnis der untersuchten Texte nicht zuletzt dadurch befördern, dass sie ihre vielfältigen intertextuellen Verflechtungen aufdecken.
Stefan Hermes in „Germanistik“ (1-2/11)