Der Band eröffnet die neue Reihe der Postkolonialen Studien in der Germanistik. In diesem Buch liegt das Augenmerk auf Ausprägungen „des Orientalischen“ einerseits und „des Amerikanischen“ andererseits und auf Europa als ihrem mitzudenkenden Dritten. Die Quellen und Schauplätze reichen von der Literatur des Mittelalters über die Forschungsreisen der Goethezeit, die Romantisierung von Landschaft und die exotischen Entgrenzungsprojekte der Moderne bis zur zeitgenössischen Verklärung von Tropikalität. Der methodische Grundimpuls der Studien zielt darauf, kulturelle Alteritätsformeln nicht als ‚Einbahnstraße‘ von Fremdbildern, Projektionen und Stereotypen zu betrachten, sondern in Austauschprozessen, Wanderungsbewegungen und Transfers zu verorten.
Alexander Honold (Hg.)
Ost-westliche Kulturtransfers
Orient - Amerika
Postkoloniale Studien in der Germanistik 1
2011
ISBN 978-3-89528-848-7
291 Seiten
kartoniert
Alexander Honold, geb. 1962 in Valdivia/Chile, ist Ordinarius für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Basel. Lehrtätigkeit u.a. in Berlin und Konstanz; zahlreiche Buchpublikationen, Aufsätze und Literaturkritiken. Zuletzt erschienen: Mit Deutschland um die Welt. Eine Kulturgeschichte des Fremden in der Kolonialzeit. Stuttgart 2004 (Mhg.); Ins Fremde schreiben. Gegenwartsliteratur auf den Spuren historischer und fantastischer Entdeckungsreisen. Göttingen 2009 (Mhg.); Kilimandscharo. Die deutsche Geschichte eines afrikanischen Berges. Berlin 2011 (zusammen mit Christof Hamann).
Leseprobe: lp-9783895288487.pdf
[...] Nach über zehn Jahren wird mit diesem Band nun auch in Deutschland der erste systematische Schritt unternommen, postkoloniale Forschungsansätze zu versammeln und zu vermitteln. Bei der Zielsetzung geht es zunächst darum, einen Gegenstandsbereich deutschsprachiger Literatur und Kultur der Kolonialzeit zu erschließen, der bislang vernachlässigt wurde. Außerdem sollen kanonische Texte neu bewertet und asymmetrische Machtverhältnisse in (post-)kolonialen Konstellationen mit einer kritisch angewendeten Diskurstheorie analysiert werden (7f.). [...] Forscherinnen und Forscher mit dem Schwerpunkt in postkolonialen Studien werden diesen Band mit Gewinn rezipieren können, denn er nimmt Anschluss an Theorien über kulturelle Translation, Transkulturalität oder Globalisierung, sieht in ihnen ein dynamisches Feld und stellt in diesem Zusammenhang die Frage nach dem Theoriepotential postkolonialer Ansätze für das Fach Germanistik. Damit sind aktuelle Fragen verbunden, in welcher Weise Migration und Globalisierung mit dem historischen Kolonialismus zusammenhängen und wie weit sich postkoloniale Theoriethemen öffnen lassen bzw. anschlussfähig machen. [...]
Hamid Tafazoli in „German Quarterly“ (Spring 2012)
Es ist sicher kein Zufall, dass die Probleme und Reibungsverluste einer Übertragung postkolonialer Ansätze auf germanistische Fragestellungen gerade in der konkreten Interpretationsarbeit an Texten sichtbar werden. Indem der erste Band der Reihe „Postkoloniale Studien in der Germanistik“ dieses Wagnis facettenreich und auf hohem Niveau eingeht, zeigt er wichtige Forschungsperspektiven auf und verdeutlicht einmal mehr, wie dringend notwendig die allzu lange gescheute Auseinandersetzung mit der Literatur zum „Fremden“ für das Verständnis der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte ist.
Kathrin Wittler in „Monatshefte“ (Vol. 104, No. 2, 2012)
[…] Im 2011 erschienen ersten Band der Schriftenreihe, Ost-westliche Kulturtransfers. Orient - Amerika, herausgegeben von ALEXANDER HONOLD, liegen nun elf Aufsätze vor, die diese Methoden auf unterschiedliche Weise produktiv machen. Ost und West sind keine fixen Gegenden, wie Honold vorausschickt, sondern seien als relationales Gefüge zu verstehen als zwei Variablen, die sich dichotomisch zwar gegenseitig bedingen, aber je nach Standpunkt und Orientierung unterschiedliche Auslegungshorizonte aufscheinen lassen. Mit Said bezeichnet Honold Amerika und Orient als Denksysteme und Projektionsmuster europäischer Herkunft. Dass diese Konstellation ein immenses Spektrum potentieller und nur schwer einzugrenzender Themen eröffnet, zeigt sich in der Vielfalt der Beiträge. […] Der Band ist vor allem dort überzeugend und auch eine wichtige Grundlage für zukünftige Standortbestimmungen, wo der Akzent weniger auf der postkolonialen Theorie als vielmehr auf der genauen Lektüre literarischer Verfahren liegt, die binäre Schematisierungen auf je eigene Weise aufzubrechen versuchen.
Oliver Simmons in „Zeitschrift für Germanistik“ (1/2013)
[…] The volume as a whole is characterized by a pluralism of approaches and aims; […] The articles reflect a very broad understanding of postcolonial discourse, embracing aspects of transcultural encounter, asymmetries in power relationships, and the analysis of modernist ambivalence as a manifestation of the complexities of a global consciousness.
Florian Krobb in „Modern Language Review“ (Januar 2013)
[...] Der erste Band der Reihe „Postkoloniale Studien in der Germanistik“ gibt einen genauen Einblick in die Tätigkeitsfelder, die sich aus einer postkolonialen Perspektive innerhalb der Philologie ausmachen lassen. [...] [Es] gelingt [...] den Autoren, [...] Fragestellungen zu entwickeln, die uns schlagartig ins Zentrum der postkolonialen Forschung rücken.
Linda Maeding in „Info DaF“ (April/Juni 2013)
[...] The articles reflect a very broad understanding of postcolonial discourse, embracing aspects of transcultural encounter, asymmetries in power relationships, and the analysis of modernist ambivalence as a manifestation of the complexities of a global consciousness. [...]
Florian Krobb in „Modern Language Review“ (January 2013)
Postkoloniale Studien in der Germanistik 1