Die „Nibelungen“ sind im 19. Jahrhundert zu einem deutschen Heldenepos hochstilisiert worden. Der Stoff wurde in zahllosen literarischen Bearbeitungen aufgenommen. Hebbel hat dagegen die inneren Widersprüche einer zerfallenden Gesellschaftsordnung zum Bild einer Epochenwende gestaltet, in der er ein Gleichnis für die Zerrissenheit Deutschlands nach dem Scheitern der Revolution von 1848/49 sah. Die Werte der germanischen Archaik sind brüchig geworden, die Normen christlicher Lebenshaltung haben sich noch nicht durchgesetzt. Aus diesem Zwiespalt entspringen die Konflikte und führen in eine apokalyptische Katastrophe. Der Essay zeichnet die Problemlage und die Perspektive ihrer Bühnendarstellung am Beispiel der Inszenierung von Peter Schweiger nach.
Hans Heinz Holz
Zeiten-Wende
Ein dramaturgischer Essay zu Hebbels Nibelungen aus Anlaß der Inszenierung von Peter Schweiger in St. Gallen
Herausgegeben von Silvia Markun
AISTHESIS Essay Bd. 19
2004
ISBN 3-89528-464-5
75 Seiten, farb. Abb.
kartoniert
Hans Heinz Holz war von 1971 bis 1979 Professor für Philosophie in Marburg, danach bis zu seiner Emeritierung 1997 in Groningen. Als letzte seiner zahlreichen Publikationen zur Geschichte und Systematik der Dialektik und zur Theorie der Kunst sind erschienen: Einheit und Widerspruch. Problemgeschichte der Dialektik in der Neuzeit (3 Bde. 1997/98), Mensch Natur (2003) und im Aisthesis Verlag Philosophische Theorie der bildenden Künste (3 Bde. 1996/97) sowie Seins-Formen. Über strengen Konstruktivismus in der Kunst (1999) und »Die große Räuberhöhle«. Religion und Klassenkämpfe im christlichen Mittelalter (1999). Er ist Ehrenpräsident der Internationalen Gesellschaft für dialektische Philosophie, Mitglied der Leibniz-Sozietät und Ehrendoktor der Universität Urbino.
AISTHESIS Essay
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