[...] Petra Mayers Buch stellt eine fundierte Forschungsarbeit dar, die als wissens-, literatur- und kulturgeschichtliche Archäologie eine Bestandsaufnahme naturwissenschaftlicher Paradigmen und ihrer Einflüsse auf die realistische Prosa unternimmt. Ihre Ausführungen und Erläuterungen zu erzählten Wissensformationen bilden eine wichtige Grundlagenarbeit, die komplexe Zusammenhänge, erzähltheoretische und diskursive Konstellationen in ebenso klarer wie in gut lesbarer Weise vermittelt. Damit liefert die Dissertation einen wichtigen Beitrag, die Ambivalenz von naturwissenschaftlichem Wissen und realistischen Ästhetiken sowie Darstellungsweisen am Beispiel hochgradig kanonischer und relevanter, aber auch bislang ignorierter Texte des Realismus souverän und grundlegend zu vermitteln. Dies basiert auf einer gelungenen Mischung aus diskursiver Kontextanalyse und gründlicher Textlektüre.
(Johanna Bohley in „Raabe-Jahrbuch“ (2016))
Dass [...] die Frage nach der Abbildung der Wirklichkeit auch vor der Proklamation eines dezidiert szientifischen Naturalismus im Horizont der Etablierung der positiven Naturwissenschaften gestanden hat, ist [...] noch systematisch aufzuarbeiten. Die Bremer Dissertationsschrift von Petra Mayer leistet dazu einen Beitrag, indem sie die literarische Reflexion des Paradigmenwechsels von einem geschlossenen Weltbild [...] zum offenen Forschungsprogramm des Empirismus anhand exemplarischer Romane [...] verfolgt. [Mayers] methodische[r] Ansatz überzeugt ebenso wie seine Umsetzung in den detaillierten Lektüren der drei [...] Beispieltexte. [A]uf anschauliche und methodisch konzise Weise [führt die Dissertation] vor, was es bedeutet, den Beitrag der fiktionalen Literatur zu Problemkonstellationen der Wissenschaftsgeschichte tatsächlich konsequent in der formalen Anlage der fraglichen Texte zu suchen.
(Nicolas Pethes in ARBITRIUM, Band 35, Heft 3, 2017)
„Diese aufschlussreiche und umsichtige Monographie […] tritt dem Fehlurteil entgegen, die Literatur des Realismus inder zweiten Hälfte des 19. Jh.s habe sich dem wissensgeschichtlichen Paradigmenwechsel vom Idealismus zum Empirismus, von Philosophie und Theologie zu den Naturwissenschaften seit den 1830er Jahren verschlossen. […] Einem einleitenden Kapitel zu »Aufstieg« und Popularisierung der modernen Wissenschaften im 19. Jh. folgt zunächst die Untersuchung des »Verhältnis[ses] von Literatur und Naturwissenschaft in der Theorie des literarischen Realismus« […].Drei Fallstudien zu Romanen von Adolf von Tschabuschnigg (Die Industriellen, 1854), A.Stifter (Der Nachsommer, 1857) und F. Th. Vischer (Auch Einer, 1878) zeigen dann in genauen Textanalysen, wie zumindest einige Autoren des Realismus die Aporien realistischer Wissenschaftsreflexion entweder ausstellen(Tschabuschnigg) oder literarisch fruchtbar machen […].“
(Dirk Göttsche in GERMANISTIK, Band 58, Heft 3-4, 2017)
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